Sonntag, 4. Februar 2018

I left my heart in Amsterdam...

Zwischen Weihnachten und Silvester ging es endlich mal nach Amsterdem. Was ich mir ständig anhören musste: "Was, du warst noch nie in Amsterdam? Da musst du unbedingt mal hinfahren!"
So, jetzt war ich da und muss sagen... Es war wundervoll.

Mit dem Zug ging es ab Hannover innerhalb von 5h nach Amsterdam. Von dort aus sind wir 10 min. mit der Straßenbahn zu unserer Air BnB Unterkunft gefahren und nach 2 min. Fußweg waren wir auch schon da.
Die Wohnung ist in einem von den für Amsterdam typischen Häuschen gelegen.
Der erste Eindruck nach Öffnen der Haustür:
Eine so steile Treppe habe ich noch nie in einem Wohnhaus gesehen. Aber da wir nicht so viel Gepäck dabei hatten, konnten wir alles hoch transportieren.
Die Wohnung ist schön gewesen, kann ich auf jeden Fall empfehlen.
Vor allem die Fenster sind ein Hingucker.
Da wir erst gegen 16:00 Uhr im Apartment waren, sind wir dann spazieren gegangen und sind, obwohl ich dachte es wäre weiter weg, in der Innenstadt gelandet.
Graffiti an einer Hauswand
Die Magere Brug - eine der letzten erhaltenen hölzernen Holländerbrücken.
Von diesem Anblick bekomme ich einfach nicht genug.
Am nächsten Tag ging es zum Anne Frank Haus. Aufgrund von Umbauarbeiten konnten Tickets nur online erworben werden (9 EUR pro Person). Online wählt man eine Uhrzeit aus zu der dann der Einlass gewährt wird. Z.B., wenn man ein Ticket für 13:15 Uhr hat, dann muss man sich zwischen 13:15 Uhr und 13:30 Uhr in die Schlange stellen, um reingelassen zu werden.
Der Eingang zur Prinsengracht 263.
Drinnen war es nicht erlaubt Bilder zu machen. Es war viel los, aber kaum jemand hat gesprochen. Kaum vorstellbar, dass sich 8 Menschen 2 Jahre lang 50m² geteilt haben - die Räume waren immer abgedunkelt, es war ihnen nicht erlaubt ans Fenster oder tagsüber zur Toilette zu gehen, da sie jemand sehen bzw. hören könnte.
Das Bücherregal, hinter dem sich das Versteck befand, ist noch erhalten. Genauso wie einzelne ausgeschnittene Fotos an den Wänden und natürlich das berühmte Tagebuch der Anne Frank. Einzelne Ausschnitte sind im Museum auch ausgestellt.
Das Museum bezieht sich zwar auf die Familie Frank, ist aber allen Opfern des Holocaust gewidmet.

In der Nähe davon befindet sich die Pancake Bakery. Da gibt es alle Arten von Pancakes - süß oder herzhaft. Jedoch dachte ich, dass es diese kleinen  runden Pancakes wäre, stattdessen waren es eher Crêpes.

Thai-Pancake
Schinken und Käse Pancake
Da wir uns die 72h-Amsterdam City Card geholt hatten (87 EUR), konnten wir mit dieser in zahlreiche Museen gehen und die öffentlichen Transportmittel nutzen.

Somit ging es für uns danach ins Museum Rembrandt Haus (Het Rembrandthuis).
Das Haus in dem Rembrandt wohnte.
Das Museum zeigt Gemälde seiner Zeitgenossen, die Hauseinrichtung sowie Radierungen Rembrandts.
Auch einige Gemälde seiner Schüler, Ferdinand Bol und Govert Flinck, sind zu sehen.
Im Großen und Ganzen fand ich das Museum eher langweilig. Wohl eher etwas für einen leidenschaftlichen Rembrandt-Fan.

Abends ging es wieder durch die Standt, vorbei am Rotlichtviertel, zurück zum Apartment.
Da stehen Frauen tatsächlich in Schaufenstern und warten auf Kundschaft. Das hatte ich vorher noch nie gesehen. In den Niederlanden wurde die Prostitution im Jahre 2000 legalisiert.
 Für 20 min. koste ihr "Dienst" 50 EUR. Außerdem müssen die Entrepreneurinnen pro Tag ca. 150 EUR Miete für ihr Fenster sowie noch Steuern zahlen.
Leider kann nicht zu 100% gesagt werden, wer dort freiwillig arbeitet und wer gezwungen wird. Früher waren in Amsterdam viele Frauen aus Ungarn, jetzt sind es eher Rumäninnen.
Es gibt wohl auch "Schaufenster" mit Männern, die sich als Frauen kleiden (Blue Light District). Heterosexuelle Männer gibt es dort nicht.

An vielen Ecken Amsterdams gibt es die Ice Bakeries. Dort gibt es nicht nur Waffeln und Kuchen, sondern auch Eis und Churros.
Wenn in Amsterdam, würde ich da nochmal hingehen.
Red Velvet Cake
Carrot Cake
Den besten Karottenkuchen hatte ich in Kopenhagen gegessen, aber dieser kommt ihm sehr nahe...

 Am nächsten Tag ging es zur Free Walking Tour. Diese ist wirklich kostenlos - jeder gibt aber so viel Trinkgeld wie er möchte. Unser Tourguide war Marius - er hat echt tolle Geschichten erzählt.
Treffpunkt ist immer 10:30 Uhr am "Dam". Dauer ca. 1,5h.

Zum Beispiel hat er erzählt, dass alle Häuser entlang des Flusses Amstel schräg gebaut wurden, d.h. sie neigen sich nach vorne. An allen Häusern sind auch ganz oben Lastenzüge angebracht. Früher wurde mit Hilfe der Lastenzüge Waren oder Möbel, weil die Treppenhäuser ja so schmal und steil sind, hochgezogen.
Auf dem oberen Bild ist ein Haus zu sehen mit einer Tulpe ganz oben.
Diese erinnert an den ersten Börsencrash der Welt - und es ging wirklich um Tulpen.
Im 17. Jh. wurden nämlich neue Tulpensorten gezüchtet und die Preise stiegen enorm - es führte zu einer Tulpenmanie. Eine einzige Tulpenzwiebel der "Semper Aurora" wurde für 10.000 Gulden gehandelt. Dafür musste ein einfacher Arbeiter 6 Jahre lang arbeiten. Viele Menschen investieren also immer mehr in Tulpen bis 1637 die Blase platzte, da es nicht mehr genug Käufer gab. Viele verloren somit ihren gesamten Besitz.

An einigen Häusern ist auch das Amsterdamer Wappen zu finden:
Marius erzählte, dass diese 3 Kreuze für Feuer, Flut und den schwarzen Tod stehen, den Gefahren des alten Amsterdams.

Früher war es zudem so, dass Steuern anfielen je nachdem wie breit dein Haus ist. Deshalb sind viele sehr schmal gebaut. Außerdem kam es darauf an, ob dein Haus vor dem Eingang Treppen hatte (die Reichen haben sich gleich links und rechts eine angebaut) oder wie viele Fenster das Haus hat.

Unsere Tour führte uns in den Hidden Secret Garden in dem sich Vincent van Gogh gerne aufgehalten hat:

Auch sind wir am Hauptsitz der damaligen Dutch East India Company (Vereingigte Ostindien Kompanie), welche 1602 gegründet wurde, vorbeigegangen:

An einigen Häusern ist ein rotes Schild angebracht. Das steht dafür, dass dieses Haus einsturzgefährdet ist und renoviert werden muss. In Amsterdam gibt es 2 Mitarbeiter der Stadt, die den ganzen Tag nichts anderes machen als sich alle Häuser der Stadt anzuschauen und zu prüfen.

Mit der Free Walking Tour waren wir auch im berühmten "Metropolitan". Dort werden Schokolade, Waffeln und Kakao-Bier selbst hergestellt. In einer Ecke darf man auch Kakaopulver schnupfen. Gewöhnungsbedürftig, aber eine Erfahrung wert. :D

 Nebenan befindet sich die berühmte Condomerie. Ein Geschäft mit allen möglichen Variationen von Kondomen.

Da es damals viele Analphabeten in Amsterdam gab, wurden an den Häusern Symbole angebracht, um erklären zu können, welche Dienstleistungen sich darin befanden:

Danach haben wir uns entschieden eine Grachtenfahrt zu machen - mit der Grey Line dauerte diese 1h.
Auf jeden Fall ein Muss!
Nur vom Wasser aus hat man den Blick auf alle 7 Brücken.
Hausboot

Anschließend gings in das Jewish Cultural Quarter, besser gesagt in die Portugiesische Synagoge. Dort befindet sich die älteste noch aktive jüdische Bibliothek.
Es war interessant sich das mal anzuschauen, aber ich fand es nicht besonders spannend.

Zum Schluss ging es noch in die Hermitage, welche ein Ableger der Eremitage in Sankt Petersburg ist. Da waren wir in der Golden Age- sowie Outsider-Ausstellung.
Vor allem die Outsider Ausstellung mit moderner Kunst fand ich super.
Golden Age Ausstellung
Outsider Ausstellung

Abends waren wir im Burgermeester essen. Das war echt mega lecker. Die Burger und Limonaden waren selbstgemacht - empfehlenswert!
Beef Royal und Chicken Burger
An einer Hausfassade
Korb an einem Fahrrad
Da Cannabis in den Niederlanden legalisiert wurde, gibt es auch überall Spacecookies zu kaufen:

Da uns die Free Walking Tour so gut gefallen hat, haben wir auch die Free Food Tour ausprobiert (2h).
Unser Guide war Benardo, der, wie er erzählte, nach einem Kellner aus Italien benannt wurde.
Also haben wir typisches niederländisches Essen probiert.
Eis Creme
Käse - mit Pfeffer, Knoblauch, Trüffel, ...
Die Käseherstellung wurde auch erklärt.
Stropwafels im van Wonderen - Wir hatten eine mit Karamell
Abends um 18:00 Uhr gings endlich zu dem Museum auf das ich mich am meisten gefreut habe: das van Gogh Museum.
Leider war so viel los, dass wir echt 1,5h draußen anstehen mussten, um ein Ticket zu kaufen. Also Tipp: Online kaufen und vor Ort abholen - dafür gibt es nämlich eine Extra-Kasse.
Vincert van Gogh-Museum
Warteschlange
Das Warten hat sich aber gelohnt. Ich fand es toll die ganzen Meisterwerke zu sehen. Ich habe mir damals in London bereits in der National Gallery ein Buch über ihn gekauft und habe auch das Buch mit den Briefen, die er und sein Bruder Theo sich geschrieben haben.
In dem Museum geht es nicht nur um das Leben von Vincent van Gogh, sondern auch um das seines Bruders und auch von Malern, die von ihm inspiriert wurden.
"Schädel mit brennender Zigaretet" von Vincent van Gogh
"Sonnenblumen" von Vincent van Gogh

Am nächsten Tag sind wir, bevor wir um 15:00 Uhr nach Hause fuhren, zum Bahnhof, um unsere Koffer einzuschließen.
Das ist echt eine Kunst für sich. Du packst deine Sachen in das Schließfach und unmittelbar nachdem du es geschlossen hast, musst du zum Bildschirm, um dort 10 EUR zu bezahlen. Bei uns war es nämlich so, dass wir das Fach zumachten, aber da gerade einer bezahlt hat - und zwar für unser Fach. Echtes Chaos. Somit gaben wir ihm das Geld und er hat sich ein neues Schließfach ausgesucht. Da muss sich Amsterdam echt ein besseres system einfallen lassen...

Am letzten Tag sind wir also noch ins Red Light Secrets Museum (Prostituiertenmuseum) gegangen. Mit der Amsterdam Card kostet es 7,50 EUR.
Man bekommt eine Art Fernbedienung aus der eine "Prostituierte" spricht und die verschiedenen Räume erklärt. Sie sollte aus Russland sein, aber ihr Akzent war so gestellt, dass ich es echt anstrengend fand ihr zuzuhören.
Wie wird man eine erfolgreiche Prostituierte?
1. Bewege deine Hüften, betone deine Kurven, mach einen Kussmund.
2. Schau freundlich. Männer bezahlen keine Frau, die grimmig schaut.
3. Ruhig zu sitzen wie die Mona Lisa, bringt nicht viel. Fall auf jeden Preis auf.
4. Suche Blickkontakt. Wenn er zurückschaut, klimpere mit den Wimpern.
5. Lächle den Mann an - aber nicht zu sher, sonst denkt er du machst dich über ihn lustig.
6. Benetze deine Lippen und halte den Blickkontakt.
7. Setz deine Hände gekonnt ein, um deinen üppigen Körper zu betonen.
8. Streiche mit deinen Händen durchs Haar, wirf sie zurück.
9. Winke deinen Kunden in dein Boudoir.
10. Zeig dich von deiner Schokoladenseite. 
1. Wie hoch ist die Miete für eine 8-Stunden-Schicht?
150 EUR pro Schicht.
2. Wie viele legale Sexarbeiter arbeiten pro Tag in Amsterdam?
900.
3. Wie viele Jahre arbeitet ein Sexarbeiter durchschnittlich in dem Beruf?
Ca. 5 Jahre.
4. Wie viele Niederländer besuchen pro Jahr eine prostituierte?
200.000 Männer.

Zum Abschluss gab es dann im Metropolitan eine heiße Schokolade sowie eine Waffel bevor es zurück nach Hause ging.

Amsterdam, ich komme wieder!